Wer durch die Soi Buakhao in Pattaya schlendert, erlebt das pulsierende Herz des Nightlife in einer Stadt, die niemals wirklich zur Ruhe kommt. Hier, wo sich traditionelle Bierbars, hippe Sports-Bars und kleine Restaurants dicht an dicht reihen, haben wir unseren ganz persönlichen Neustart gewagt: Die Verwandlung einer in die Jahre gekommenen Bar in eine moderne Bar mit Restaurantlizenz, Küche und einladender Außenterrasse.
Die Ausgangslage: Eine in die Jahre gekommene Bar
Alles begann mit einer typischen, alternden Bar, wie sie viele in der Soi Buakhao sind. Der vorherige Betreiber wollte unbedingt verkaufen und so konnten wir nach einigen anderen Verhandlungen mit Betreibern von anderen Lokalitäten hier unseren Zuschlag bekommen. Die Einrichtung war lieblos, der Tresen am falschen Ende, die Räume über der Bar wenig einladend und vor allem: die Möglichkeiten weit entfernt von dem, was moderne Gäste heute erwarten. Trotzdem: Die Lage – mitten im Herzen Pattayas, mit einer großen Laufkundschaft sowohl tagsüber als auch nachts – war ein Traum.
Der Plan: Mehr als nur eine Bar
Unsere Vision war klar:
- Die Bar sollte nicht nur Drinks, sondern auch gutes Essen bieten – dazu brauchte es eine vollwertige Küche und eine offizielle Restaurantlizenz außerdem durften während Corona nur Restaurants öffnen.
- Wir wollten einen gemütlichen, aber modernen Innenbereich schaffen und den Außenbereich mit einer Terrasse erweitern, um Gäste auch an lauen Abenden einzuladen.
- Eine Pooltisch musste in unserem Konzept auch vorhanden sein, da Thais sehr gerne Pool spielen.
- Die Zimmer über der Bar, traditionell als Unterkunft für Barpersonal genutzt, sollten in einen sauberen, modernen und freundlichen Zustand gebracht werden.
Genehmigungen und Behörden: Ein Schritt durch den thailändischen Paragraphendschungel
Hier zahlt sich lokale Erfahrung aus: Für die Beantragung aller nötigen Lizenzen – von der Alkoholausschank-Erlaubnis über die Restaurantlizenz bis hin zu feuerpolizeilichen Vorgaben – haben wir einen erfahrenen thailändischen Agenten engagiert (gerne geben wir Euch diesen Kontakt, schreibt dazu einfach eine Mail an info@auswandern-und-leben-in-südostasien.com) Er übernahm die Zusammenstellung der Unterlagen, die Kommunikation mit der City Hall Pattaya und sorgte dafür, dass alles reibungslos und offiziell ablief. Ohne lokale Kontakte und fundiertes Wissen um thailändische Abläufe kommt man hier nur schwer voran.
Renovierung: Deutsch-thailändisches Handwerk in perfekter Kombination
Die Bauleitung übernahm ein deutscher Bauunternehmer, der schon lange in Pattaya tätig war und dabei auf ein Team erfahrener thailändischer Handwerker setzt. Diese Kombination war zwar nervenaufreibend aber Gold wert – sie verband deutsche Genauigkeit (mehr oder weniger in Thailand:-)) und Zuverlässigkeit mit der Flexibilität und dem Know-how lokaler Arbeiter. Die wichtigste Bauphasen im Überblick:
- Entkernung: Alles Alte musste raus – von den abgenutzten Sitzen über die Elektroinstallation bis zum historischen Tresen am hinteren Ende der Bar.
- Neues Raumkonzept: Der Tresen, Herzstück jeder Bar, wurde nach vorne verlegt und komplett neu aufgebaut – diesmal massiv aus Ziegeln gemauert und mit schönem Holz beplankt. Das öffnete nicht nur das Raumgefühl, sondern machte aus der Bar einen echten Hingucker.
- Küche und Terrasse: Im hinteren Teil entstand eine voll ausgestattete Küche, die heutigen Hygiene- und Brandschutzstandards entspricht. Vor die Bar wurde eine großzügige Terrasse gebaut: neue Fliesen, stabile Überdachung und bequeme Sitzmöbel.
- Technik und Ausstattung: Die größte Investition floss in eine moderne Klimaanlage und insgesamt 8 schwenkbare Ventilatoren, sodass Gäste bei allen Wetterlagen ein angenehmes Raumklima genießen können. Drei große Flat-TVs brachten das Sportbar-Flair – alle mit internationalem Satellitenempfang, optimal platziert für beste Sicht von jedem Platz.
- Böden und Wände: Sämtliche Räume – Bar, Küche, Sanitärbereiche und alle Etagen darüber – wurden neu gefliest, alle Wände frisch gestrichen. Die Zimmer über der Bar, gedacht als Unterkunft für Barfrauen, verzichteten bewusst auf Air Condition, wurden aber wohnlich und freundlich renoviert.
Die Herausforderung: Thailändische Baustellen und ihre Eigenheiten
Wer jemals in Thailand gebaut oder renoviert hat, weiß: Es ist anders als in Europa. Es gibt keinen festen Bauzeitplan – Feiertage, Wetter (vor allem während der Regenzeit!) und kurzfristige Materialengpässe bremsen oft den Fortschritt. Aber genau darin liegt der Charme: Flexibilität ist gefragt, und das Team aus erfahrenem Bauleiter und thailändischen Handwerkern meisterte selbst die ungewöhnlichsten Aufgaben mit stoischer Ruhe.
Als erstes ging es an die Entkernung des Objekts und anschließender Sortierung bzw „Begutachtung“ der einzelnen herausmontierten Komponenten. Wie wir ja sicherlich alle wissen schmeißen Thais ungern etwas weg. So fanden sich immer Abnehmer für alte Dinge wie Ventilatoren, Billiardtisch, Kühlschrank, Klimaanlage etc.
Gesagt getan die Entkernung schritt relativ zügig voran und wir konnten optimistisch sein unseren Zeitplan einhalten zu können. In der Zwischenzeit überlegten wir uns wann und wo können wir denn Farben, Fliesen besorgen. So fragten wir unseren Bauleiter wo er einkaufen würde. Er bot uns an mit uns gemeinsam in den Thai Watsadu Baumarkt an der Sukhumvit Road zu fahren, so dass wir uns ein Bild machen konnten was es dort alles gibt.

Wir fuhren also mit seinem Pickup dorthin und staunten erstmal über das vielfältige Angebot. Das hatten wir vorher nicht auf dem Schirm, dass es dort so viele einzelne Artikel in guter Qualität gibt. In der Farbenabteilung nach einer Farbe suchend die uns anspricht und wir dachten sie würde für unsere zukünftigen Gäste eine angenehme Atmosphäre schaffen wurden wir erstmal enttäuscht. Keine Farbe gefiel uns so richtig.
Beim weiteren Rundgang fiel uns eine Maschine in der Abteilung auf die nur zum Farbenanmischen dort sein konnte. So Griff Lukas zu seinem Handy und öffnete den Translator und fragte einen Angestellten ob es möglich sei uns eine Farbe anzumischen. Freundlich antwortete der Mitarbeiter ja selbstverständlich tue er das.
Wir entschieden uns für einen warmen Sonnenfarbton. Während die Farbe angemischt wurde, was einige Zeit dauerte, konnten wir einen Rundgang in die Fliesenabteilung machen und schon mal eine Vorauswahl treffen.
Angekommen in der Fliesenabteilung verschafften wir uns einen Überblick über das Angebot. Wir suchten Fliesen für die Außenterasse, teile der Inneneinrichtung wie Tresen an den Wänden und für einen größeren Tisch. Viele Bars oder Restaurants haben Holztische oder Holzrahmen mit Fliesen. Aber da hätten wir nach einiger Zeit das Problem, dass wenn mit zu viel Wasser geputzt wird das Holz aufquellen könnte. So hatten wir die Idee die Tische und Tresen aus Metall schweißen zu lassen und später mit Fliesen verzieren zu lassen. Die Fugen oben drauf und an den Seiten mit Silikon abzudichten.
Nach einigen Tagen der Entkernung – in Thailand dauert vieles länger – fuhren wir erneut mit unserem Bauleiter zum Thai Watsadu und kauften Fliesen ein. Für die Terrasse draußen sowie den großen und langen Tresen an den Seiten entschieden wir uns für dunkle Fliesen.
Da wir in Thailand nichts selbst machen durften was die Renovierung angeht (eine Arbeitsgenehmigung gilt immer nur für einen jeweiligen Bereich!) und unser deutscher Bauleiter auch nur deligieren darf und er mehrere Baustellen zu dieser Zeit hatte machten wir uns an weitere organisatorsiche Dinge wie das Konzept des Restaurants verfeinern und mit unserem Agenten die Beantragungen der Lizenzen zu besprechen.

Am übernächsten Tag wollten wir den Fortschritt der Fliesenarbeiten begutachten und fuhren vom Wongamat Tower in Naklua in die Soi Buakhao zur Location. Die Terrasse war schon fertig gefliest und die Bauarbeiter waren gerade dabei die ersten Tresen im Innenbereich zu schweißen. Voller Vorfreude fuhren wir zum Mittagessen und danach zu einem Bekannten wo wir die zwischenzeitlich gelagerten Farben und Lacke abholten. Dafür orderten wir uns ein größeres Taxi über die Boltapp, was ja in Pattaya einfach nur praktisch ist. Natürlich gab es für den Fahrer ein ordentliches Trinkgeld für seinen Service und Transport.
Nach dem die Farben und Lacke an unserem Restaurant abgeladen wurden und wir eine kurze Pause mit den Bauarbeitern verbracht haben, versuchten wir zu erklären was in welche Farbe gestrichen werden soll. Wie immer nickten die Thais mit einem „freundlichen“ Grinsen und tuten so als ob sie alles verstanden hätten. Ich reichte einem Maler noch nen Spachtel und deutete ihm an er solle bitte versuchen vorher die alte Farbe von den Wänden zu bekommen.
Wie es in Thailand so üblich ist sind auch meistens die Kinder der thailändischen Familien nicht weit entfernt und am nächsten Tag gingen wir zur Baustelle und hörten schon von weitem die freudige Lautstärke der Kinder der Bauarbeiter. Nichtsahnend und gespannt auf die Fortschritte der Malerarbeiten betraten wir die Baustelle und gingen hinein.
Unsere Blicke schweiften über die grundierten Wände und einer der Maler deutete bereits an, dass die Wände noch mindestens 2 mal gestrichen werden müsse was extra Geld kosten würde. Wir verhandelten ein bisschen mit ihm und einigten uns auf einen zusätzlichen Preis für die Mehrarbeit.
Lukas wollte gerade hinaus zum nächsten 7/11 Supermarkt und etwas zum Mittagessen für uns besorgen, da stolperte er fast über einen geöffneten Eimer Lack. Die Frau des Malers sah dies und fing ihn auf. Sie murmelte und erklärte im gebrochenen Englisch das ihre Kinder mit dem Lack gespielten hätten. Ich fragte sie “ Wie wo damit gespielt?“ Sie zeigte auf die frisch geflieste Terrasse und sagt dort. Mich traf der Schlag! Gefühlte 2 Quadratmeter Fliesen waren einfach mehr oder mit Lack übergekleistert. Ich rief mach das weg bevor es durchtrocknet! Sonst zahlt ihr die Fliesen! Sie lachte nur und sagte „Mai pen Rai – they only play“.
Sie bekam nur eine kurze Erwiderung von mir, dass der Lack weg ist wenn ich in 2 Stunden wieder da bin. Musste jetzt zu meinem Agenten wegen der Lizenzen. Lukas hingegen entschied sich gegen ein schnelles Essen vom 7/11 und futterte sein Mittagessen wieder einmal bei Prime Burger direkt in der Soi Buakhao.
Nach meinem Termin mit dem Agenten kam ich zurück und tatsächlich sie schruppte mit Verdünner, Spachtel und Lappen die Fliesen. Zu unserer Freude ging alles relativ gut ab und wir konnten zum Feierabend gemeinsam noch ein paar Bier trinken.
Die nächsten Tage hatten die Bauarbeiter „frei“ da sie angeblich kein Geld von ihrem Chef erhalten hätten. Also rief Lukas ihn an und sagte er soll andere schicken, da wir weiter voran kommen müssen. 2 Stunden später kamen andere Bauarbeiter angefahren und machten sich an die Fertigstellung der Wände und Tresen. Die Kolonne war diesmal mit ausreichend Arbeitern groß genug um zügig voran zu kommen.

Angetrieben vom Fortschritt überlegten wir was wir an unserer zukünftigen Kücheneinrichtung verbessern können. Wir fuhren zu einem Bekannten in Naklua den wir schon aus früheren Urlauben kannten und fragten ihn um Rat. Er sagt uns, dass wir uns ein Konzept bei Häfele in Pattaya (liegt direkt an der Sukhumvit Road) zusammenstellen lassen können.
Gesagt getan wir fuhren dorthin und schauten uns zunächst um. Waren allerdings dort nicht zu begeistern (vielleicht lag es auch an den Preisen:-)) und kauften lediglich eine Dunstabzugshaube sowie die „Zubereitungsinsel“ mit Saladette in der Küche) die wir später über die Herdplatten und den Grill montieren bzw. in der Küche aubauen ließen.
Die finale Ausstattung: Qualität und Funktionalität im Fokus
Zu den Highlights der neuen Bar zählen:
- Der Tresen: Frontseitig gemauert, ansprechend mit Holz und Steinelementen verkleidet, mit eingebauter LED-Beleuchtung.
- Küche: Vollausgestattet – Gasherd, Dunstabzug, Edelstahltische, ausreichend Kühlung und optimierte Arbeitsabläufe.
- TVs: Sechs moderne Flat-TVs (mindestens 55 Zoll) – für jeden wichtigen internationalen Sportevent.
- Klimaanlage und Ventilatoren: Perfekt dimensioniert für schnelle Abkühlung und gleichmäßige Luftverteilung. 2 Klimaanlagen und viele Decken- und Wandventilatoren (in Thailand oft als „Fans“ bezeichnet)
- Sanitärbereich: Neu gefliest, westlicher Standard, helle Beleuchtung und großzügige Spiegel. Eine Damen- und zwei Herrentoiletten
- Terrasse mit Lounge-Bereich: Boden neu gefliest, stabile aber bequeme Stühle und Tische aus witterungsbeständigen Materialien.
Die Zimmer über der Bar: Funktionalität und Sauberkeit
Oftmals sind diese Räume in vielen Bars Pattayas eher spartanisch. Wir wollten aber, dass sich auch das Personal wohlfühlt. Statt Luxus setzten wir auf:
- Neue, pflegeleichte Fliesen
- Weiße, freundliche Wandanstriche
- Grundausstattung: Bett, Schrank, kleiner Arbeitstisch
- Gute Beleuchtung, Fenster mit Moskitonetzen
- Ventilatoren für angenehme Luftzirkulation (keine Klimaanlage – das war eine bewusste Entscheidung, um Stromkosten zu sparen und Wartung zu vereinfachen)
Sicherheits- und Hygienestandards
Gerade nach den Erfahrungen der letzten Jahre ist Hygiene ein zentrales Thema. Wir haben:
- Separate Waschmöglichkeiten für Gäste und Personal
- Antibakterielle Arbeitsflächen in der Küche
- Regelmäßige Grundreinigung, Desinfektionsplan
- Brandmelder und Feuerlöscher in allen Bereichen nach Vorgabe der City Hall
Die Eröffnung: Von der Baustelle zum Treffpunkt
Nach insgesamt gut vier Monaten Bauzeit (!!) war es soweit: Soft Opening während Corona! Zuerst mit Freunden und Expats aus der Nachbarschaft, dann größere Events mit Musik und internationalen Sportübertragungen, um auch Touristen anzulocken. Das Konzept – (Sports)-Bar, Restaurant, Lounge und Terrasse – ging auf. Die Gäste schätzten besonders:
- Die entspannte, offene Atmosphäre mit freundlichem Personal
- Frisches, abwechslungsreiches Essen (von Thai-Food bis Burger)
- Bar-typische Preise für Getränke
- Die Möglichkeit, große Sportevents live zu sehen
Fazit: Investition mit Herz, Verstand und Stil
Die Soi Buakhao ist ein hart umkämpfter Markt, voller etablierter Bars und immer neuer Konkurrenz
Was unser Projekt erfolgreich macht, sind:
- Ein klar strukturierter Umbau mit lokalem Know-how
- Deutsche Bauleitung für Qualität und Zeitmanagement
- Ein faires und freundliches Team
- Der Wille, jeden Tag ein bisschen besser zu sein.
Auch wenn vieles in Pattaya oft improvisiert wirkt: Wer bereit ist, zu investieren, lokale Spezialisten einzubeziehen und seine Hausaufgaben bei Behörden, Genehmigungen und Personal macht, der findet selbst in einer lebhaften Barstraße wie der Soi Buakhao seinen Platz. Es bleibt spannend zu sehen, wie sich das Viertel weiterentwickelt – wir sind jedenfalls dabei!
Praktische Tipps für andere Barbetreiber in Pattaya
- Arbeite für die Lizenzierungen unbedingt mit lokalen Profis, am besten mit einem thailändischen „Fixer“ oder Agenten.
- Vermeide Abkürzungen beim Umbau: Gute Bauleitung und professionelle Handwerker zahlen sich aus.
- Räume über der Bar sollten zumindest grundlegend renoviert werden, selbst wenn keine Klimaanlage eingebaut wird. Sauberkeit, Fliesen und Sicherheit sind das A und O.
- Küchenausstattung und Sanitärräume nie vernachlässigen – die Anforderungen der Stadt (City Hall) sind hoch und die Kontrollen regelmäßig. Und immer daran denken: Wie die Toiletten aussehen so schaut auch die Küche aus!
- Terrasse oder Lounge-Bereich draußen wird immer wichtiger – Gäste möchten Aussichten, frische Luft und Streetlife genießen.
- Finde deinen USP: In unserem Fall war es das Zusammenspiel aus moderner Bar, gutem Essen, Sportsbar-Feeling und freundlichem Team.
Jeden Tag zu sehen, wie aus einst tristen Räumen ein lebendiger neuer Treffpunkt wird, ist der schönste Lohn – vor allem in einer Stadt wie Pattaya, die sich immer wieder neu erfindet.